Heinz Gall / Wolfgang Gräßler

Sinn und Sein

Logotherapie und Existenzanalyse in der Gegenwart

Nicht von ungefähr fragten und suchten Männer wie Goethe, Schiller, Kant, Schopenhauer, Nietzsche und die Existenzphilosophen, Physiker wie Einstein, Planck und Heisenberg, Biologen wie Lorenz und Portmann, Theologen und Mediziner wie Schweitzer, Nervernärzte und Psychologen wie Jaspers, von Weizsäcker und Frankl — um nur einige zu nennen — nach Entscheidung, Paradoxie, Wollen und Sollen.

In unserem Buch Animal Sociale beleuchteten wir Syndrome wie Angst, Depression, Sucht und Agressivität in Ostdeutschland vor und nach der Wende aus existenzanalytischer Sicht. Dem Gewissensbegriff, heute oft verdrängt oder anders interpretiert, kam dabei eine besondere Bedeutung zu.

In einem Folgeband wollen wir weiter fragen. Wir versuchen, existentiellen Begriffen nachzugehen, die hinter den verschiedensten Phänomenen und "normalen" Verhaltensweisen des Lebens stehen sowie in psychischen Symptomen und Störungen aufleuchten.

Seit 1930 hat der Wiender Psychiater und Psychotherapeut Viktor Frankl seine Methoden der Paradoxen Intention (Selbstdistanzierung) und Dereflexion (Selbsttranszendenz als Möglichkeit, über sich hinauswachsen zu können) entwickelt und zur Logotherapie und Existenzanalyse ausgebaut. Er selbst, seine Mitarbeiter und Nachfolger stellten und stellen die Sinn- und Wertstrebigkeit des Menschen in das Zentrum von Arbeits-, Erlebnis- und Leidensfähigkeit.